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Freude am Fußball kann Stress fürs Herz bedeuten

Prof. Dr. med. Helge Möllmann

Es sind Szenen wie diese: Der Eckstoß in der Nachspielzeit, der vergebene Elfmeter, die laufende Uhr beim KO-Spiel, die unnötige rote Karte oder das übersehene Foul des Gegners. Fussball ist auch abseits des Platzes höchst emotional und sorgt bei Fans und Interessierten für Nervenkitzel, Anspannung, Hoffnung und Freude, aber auch für Ärger und Enttäuschung. Ob vor dem Fernseher zu Hause, im Biergarten oder beim großen Public-Viewing sind aber genau solche Emotionen mitunter auch Auslöser für eine erhebliche Stressreaktion des Körpers, insbesondere der des Herzens. So schön der Stress auch sein mag - für Menschen mit spezifischen Vorerkrankungen kann er jedoch durchaus problematisch werden!

 

Prof. Dr. med. Helge Möllmann, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I am St. Johannes-Hospital in Dortmund, erklärt: „Starke Gefühle, eine gelebte Leidenschaft, Stress und Anspannung sind körperliche Belastungszustände und lassen sowohl den Blutdruck, als auch den Puls und die Herzfrequenz merkbar ansteigen. Als Reaktion des Körpers auf die äußeren Reize, sogenannte Stressoren, werden die Botenstoffe Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol ausgeschüttet, die den Herzschlag beschleunigen, den Körper ‚auf Angriff trimmen‘. Weitere Symptome können ein vermehrtes Schwitzen, erweiterte Pupillen oder auch ein schnelleres Atmen sein“. Für gesunde Menschen stellt diese natürliche Reaktion kein größeres Probleme dar, jedoch: „Bei bestimmten Vorerkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, wie zum Beispiel einer nicht behandelten koronaren Herzkrankheit, kann zu viel Fußball-Stress durchaus gefährlich werden und nicht zuletzt zu einem akuten Herzinfarkt führen.“, berichtet der Kardiologe. „Kommen dann noch Faktoren wie Rauchen, Übergewicht, Bluthochdruck oder erhöhter Cholesterin- oder Blutzuckerspiegel hinzu, im schlechtesten Fall kombiniert mit übermäßigem Alkoholkonsum, ungesunder Ernährung und heißen Außentemperaturen, steigt das Infarktrisiko nachweislich an“. In diesem Zusammenhang verweist Möllmann auf Forschungsergebnisse, die während zurückliegender Weltmeisterschaften gewonnen wurden: „Es gibt zwei sehr interessante Studien aus Deutschland und Großbritannien. Im Rahmen dieser wurden die Notarztprotokolle während der Zeit der Meisterschaften analysiert und ausgewertet und zeigten anschließend eindeutige Ergebnisse: sowohl in Deutschland, als auch in Großbritannien, stieg die Zahl der Rettungseinsätze aufgrund akuter Herzinfarkte während und kurz nach der jeweiligen Spiele der Nationalteams fünffach an“, und der Chefarzt ergänzt: „Ich denke, viele werden sich auch noch an das dramatische Spiel hier in Dortmund im Jahr 2016 erinnern, als während der Partie gegen Mainz gleich zwei Personen im Stadion einen akuten Herzinfarkt erlitten haben“.  

 

Aber was genau passiert bei einem Herzinfarkt überhaupt? Wie lässt er sich auch von Laien erkennen und was ist bei Verdacht darauf sofort zu unternehmen? „Kurz gesagt ist ein Infarkt der Verschluss eines Blutgefäßes, auch Koronargefäß, welches den Herzmuskel mit Sauerstoff versorgt. Ist der Blutfluss durch das Gerinnsel blockiert, das Gefäß also verschlossen, kann die entsprechende Region des Herzmuskels nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden und stirbt demzufolge ab. Lediglich eine Wiedereröffnung des Gefäßes durch einen sofortigen Herzkathetereingriff kann ernsthafte Schäden verhindern. Somit handelt es sich bei einem Herzinfarkt immer um eine lebensbedrohliche Erkrankung, in der jede gewonnene Minute durch rasche Hilfe, die Überlebenschancen des Betroffenen erhöht. Nicht umsonst heißt es häufig: Zeit ist Herzmuskel.“, erklärt Prof. Möllmann und ergänzt zum Thema Symptomatik: „Bei auftretenden, über mehrere Minuten anhaltende Schmerzen hinter dem Brustbein, die bis in die Arme, Schultern, in den Bauch oder den Nacken ausstrahlen können, erheblichem Druck oder Brennen im Oberkörper oder auch Atemnot und Unruhe sollten betroffene oder anwesende Personen sofort den Notruf wählen. Weiterhin können kalter Schweiß, eine fahle Gesichtsfarbe oder auch Übelkeit und Erbrechen auf einen Infarkt hindeuten. Bei Frauen ist es häufig etwas diffiziler zu erkennen, denn hier sind die Symptome nicht immer eindeutig“. Wenn Sie wissen, dass sie hochemotional bei den Spielen dabei sind, lassen Sie sich einfach vorher einmal von Ihrem Arzt durchchecken! Bestenfalls kommt natürlich die Entwarnung und Sie können sich uneingeschränkt auf eine schöne Fußball-Europameisterschaft freuen.  

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