Die Nierenspezialisten
Als Teilgebiet der Inneren Medizin beschäftigt sich die Nephrologie mit akuten und chronischen Nierenkrankheiten sowie mit Bluthochdruckerkrankungen. Die Verbindung erklärt sich so: Einerseits führen viele Nierenerkrankungen in ihrem Verlauf zu einem hohen Blutdruck. Andererseits ist hoher Blutdruck einer der wichtigsten Ausgangspunkte des chronischen Nierenversagens. Weitere Ursachen für geschädigte Nieren sind Stoffwechselerkrankungen, vor allem der „hohe Blutzucker“ (Diabetes mellitus), entzündliche Nierenkrankheiten (Glomerulonephritis; interstitielle Nephritis), Systemerkrankungen wie Gefäßentzündungen (Vasculitis) und rheumatische Leiden oder erbliche Nierenkrankheiten. Auch Vergiftungen oder Arzneimittel können ein Nierenversagen verursachen. Für all diese Krankheiten ist der Arzt für Nephrologie, der Nephrologe, der richtige Ansprechpartner. Er betreut Patienten, denen eine Niere transplantiert wurde und ist Spezialist für die verschiedenen Blutreinigungsverfahren (Dialyse). Patienten, die eine Nierenersatztherapie benötigen, behandeln wir im Dialysezentrum des St. Johannes Hospitals. Es wurde im Juni 2013 neu konzipiert und bietet den Betroffenen eine moderne medizinische Behandlung in hellen und freundlich eingerichteten Räumen.
Nephrologen werden häufig mit Urologen verwechselt. Im Gegensatz zu Nephrologen haben Urologen aber eine operative Ausbildung durchlaufen. Sie kümmern sich schwerpunktmäßig um Krankheiten der ableitenden Harnwege (Harnleiter, Harnblase, Prostata, Harnröhre), Tumor- und Steinleiden und um Erkrankungen der männlichen Geschlechtsorgane.
Nieren sind komplizierte, paarig angelegte Organe. Ihre Hauptaufgabe ist es, Harn zu bilden. Dadurch scheidet der Körper Stoffwechselprodukte wie Harnstoff und Kreatinin, Fremdstoffe wie Arzneimittel als auch Bedarfsstoffe wie Kalium, Natrium und Calcium aus. Gleichzeitig wird der Wasser-, Mineralien- und Säure-Basen-Haushalt reguliert. Bei der Kontrolle des Blutdrucks kommt den Nieren eine Schlüsselrolle zu. Darüber hinaus sind sie wichtig für die Bildung der roten Blutkörperchen und die Steuerung des Knochenstoffwechsels.
Der Stellenwert wird im Allgemeinen stark unterschätzt. Zahlreiche Erkrankungen entdecken Ärzte erst sehr spät. Eine Behandlung, die das fortschreitende chronische Nierenversagen hätte aufhalten können, kommt dann für viele Patienten nicht mehr infrage.
Wissenschaftliche Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland etwa 38 Millionen Menschen einen auffälligen Befund an den Nieren zeigen – auch wenn die meisten zeitlebens gar nicht krank werden. Bei circa 18 Millionen Deutschen ist die Leistungsfähigkeit der Nieren jedoch eingeschränkt. Als Folge kann unter anderem das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung ansteigen. Ungefähr 2,5 Millionen Menschen weisen ein fortgeschrittenes Stadium chronischen Nierenversagens auf. In der Phase ist das Risiko, zusätzlich eine Herz- oder Gefäßerkrankung zu entwickeln, massiv erhöht. Im weit fortgeschrittenen Stadium chronischen Nierenversagens befinden sich 120.000 Menschen in Deutschland. Das Endstadium, das eine kontinuierliche Dialyse oder eine Nierentransplantation erforderlich macht, betrifft nur noch 70.000 Patienten. Den Zahlen nach zu urteilen sind in der Zwischenzeit offenbar schon viele Menschen an den Komplikationen ihrer Herz-Kreislauf-Erkrankungen verstorben. Dieser Zusammenhang zeigt, warum wir Nierenkrankheiten früh erkennen und konsequent behandeln müssen.
Erfragt man die zugrunde liegende Erkrankung bei den jährlich in Deutschland hinzugekommenen 14.000 Dialyse-Patienten, wird deutlich, welche Personengruppen ein hohes Risiko für Nierenleiden haben: Die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) ist in Deutschland mit circa 36 Prozent die mit Abstand häufigste Ursache eines chronischen Nierenversagens – gefolgt von entzündlichen Nierenerkrankungen (Glomerulonephritis) mit 23 Prozent und Gefäßleiden, insbesondere Bluthochdruck, mit 18 Prozent. Die beiden Volkskrankheiten Diabetes und Bluthochdruck sind also für über die Hälfte aller notwendigen chronischen Dialysebehandlungen verantwortlich. Unsere größte Aufmerksamkeit muss daher dem Kampf gegen diese Leiden gelten.
Nierenerkrankungen können lange beschwerdefrei verlaufen. So vergeht leider kostbare Zeit, in der die Krankheit unbehandelt bleibt. Dadurch verschlechtert sich die Gesamtprognose. Nicht wenige Nierenkranke werden den Nephrologen erst aufgrund stark veränderter Laborwerte zugewiesen.
Beschwerden können sich durch ein beeinträchtigtes Allgemeinbefinden äußern: Appetitmangel, Durst, Gewichtsveränderungen, Schlafstörungen und ein abnehmendes Leistungsvermögen. Häufig verändert sich die Harnausscheidung, wobei die Urinmenge zurückgehen oder zunehmen kann. Das Harnlassen ist mitunter erschwert oder schmerzhaft. Der Urin kann sich zudem dunkel beziehungsweise rot verfärben oder stark schäumen.
Vielfach führen schwere Nierenerkrankungen dazu, dass Betroffene vermehrt Flüssigkeit im Körper einlagern. Dies macht sich meist durch geschwollene Beine abends, ein geschwollenes Gesicht morgens, Atemnot, Gewichtszunahme oder einen erhöhten Blutdruck bemerkbar. Die Haut kann sich verändern und wird oft blass. Es können Einblutungen auftreten, häufig besteht quälender Juckreiz. Möglich sind auch Kopfschmerzen oder Schmerzen im Flankenbereich.
Wenn bereits eine Nierenerkrankung vorliegt, tun wir alles, um deren Fortschreiten zu bremsen. Insbesondere müssen wir verhindern, dass es zu einem Nierenversagen kommt, bei dem eine Nierenersatztherapie (Dialysebehandlung oder Nierentransplantation) nötig wird.
Nieren sind lebenswichtige Organe. Wenn eine Niere nicht mehr richtig arbeitet, kann die andere dies in der Regel ohne wesentliche Probleme auffangen. Fallen beide Nieren plötzlich aus, kann der Betroffene innerhalb von zwei Wochen versterben, sollte er nicht entsprechend behandelt werden. Grundsätzlich existieren drei Optionen, die erloschene Nierenfunktion zu ersetzen: die Hämodialyse (Blutwäsche), die Peritonealdialyse (Bauchfelldialyse) und die Nierentransplantation (Verpflanzung einer Spenderniere). Die beste Form ist zweifelsfrei die Transplantation, weil sie Betroffenen ermöglicht, wieder ein nahezu normales Leben zu führen.
Ansprechpartner
Dr. med. Hans-Joachim Schneider
Dr. med. Maria Wilbrand
Larissa Frenzel
Telefonnummer: +49 231 1843 735175
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